Ostpreußen-Reise 2006
1000 Kilometer durch Ostpreußen
Tagebuch der Reise vom 24. bis 28. September 2006

Es war nicht leicht, meinen Vater von der "Notwendigkeit" einer gemeinsamen Reise in seine alte Heimat zu überzeugen. Ich war noch nicht dort gewesen, wollte aber unbedingt hin. Mein Vater war 1996 zum ersten Mal nach Polen gereist. Er kehrte enttäuscht zurück und hatte sich geschworen, nicht mehr hin zu fahren. Meinen Vorstoß wehrte er mit "Ausreden" (Fahrt zu anstrengend, Flug zu teuer) ab. Als ich ihm meinen Plan schließlich vorlegte, lösten sich seine Bedenken in Luft auf ...

Tag 1: Mit dem Flugzeug von Dortmund nach Danzig. Fahrt nach Heilsberg.
Tag 2: Fahrt nach Krekollen. Von dort Fahrt über Heilsberg nach Mehlsack.
Tag 3: Heiligelinde, Rastenburg/Wolfsschanze, Nikolaiken
Tag 4: Besuch der Bibliothek, Fahrt über Mehlsack und Braunsberg nach Frauenburg, Frisches Haff
Tag 5: Von Heilsberg nach Danzig, Rückflug

Tag 1, Sonntag, 24. September 2006. Um 4.00 Uhr aufstehen – genau meine Uhrzeit! Und doch gerade pünktlich zur Abfahrt um 5.00 Uhr fertig geworden. Noch vor 6.00 Uhr waren wir in Dortmund am Flughafen. Wir waren unter den Ersten am Check-In-Schalter von Wizz Air (eine ungarische Fluggesellschaft, die sehr preisgünstig nach Osteuropa fliegt). Den Flug hatte ich im Internet gebucht und er sollte uns alles in allem (zwei Personen, nach Danzig und zurück, inklusiver aller Gebühren) 117 Euro kosten. Die Reihenfolge beim Check-In sollte später beim Boarding leider keine Rolle spielen. Das Motto der Veranstaltung lautete „Wer zuerst kommt, mahlt zuerst“.

Der Flug nach Danzig dauerte 70 Minuten. Nicht schlecht wenn man bedenkt wie lange die Autofahrt gedauert hätte! Wir waren sogar etwas früher da als dies im Flugplan angekündigt war. Die ganze Abwicklung danach ging auch ziemlich flott. Das ist wohl der Vorteil der kleinen Flughafen. Sowohl Dortmund als auch Danzig sind, na sagen wir mal "überschaubar". Das Problem: Ich hatte den Mietwagen erst für elf Uhr reserviert und der war auch nicht früher verfügbar, weil er erst von der Stadt zum Flughafen transferiert werden musste. Pünktlich um elf Uhr erschien jedoch jemand von der Firma Express Rentacar. Die Fahrzeugübergabe nahm dann aber noch etwas Zeit in Anspruch (das mobile Kreditkartenlesegerät streikte).

Um 12.15 Uhr starteten wir dann mit einem silbernen Ford Focus vom Danziger Flughafen in Richtung Ermland-Masuren (Wojwodstwo Warmińsko-Mazurskie). Ein bisschen haben wir uns am Anfang noch verstrickt als wir fälschlicherweise die Autobahn genommen haben. Dann lief es aber richtig rund. Runde 170 Kilometer hatten wir bis Heilsberg (Lidzbark Warmiński) noch vor uns. Vor unserer Reise dachte ich noch: „Das schaffen wir doch in gut zwei Stunden“. Heute weiß ich es besser.

Wir fuhren auf der Nationalstraße 7 an Elbing (Elbląg) vorbei. Bei Preußisch Holland (Pasłek) machten wir dann noch eine Rast und aßen etwas zu Mittag. Hier mussten wir auf die Wojwodschaftsstraße 513 wechseln, die uns schließlich bis nach Heilsberg führen sollte. Die Fahrt bei herrlichem Wetter war ganz angenehm, auf den Straßen war nicht viel Verkehr. Nur der Zustand mancher Straße und abenteuerliche Überholmanöver sorgten für Anspannung.

Gegen 16.00 Uhr sind wir in Heilsberg angekommen und haben ziemlich schnell das Hotel gefunden. Das war nicht schwer, denn ich wusste, dass es das letzte Gebäude an der Straße nach Allenstein war. Ich hatte mir dieses Hotel im Internet ausgesucht, aber noch nicht reserviert. Das hatte auch einen Grund: Im Internet hatte ich einen recht guten Eindruck von dem Hotel gewonnen, aber Bilder und Prospekte können bekanntlich auch einen guten Eindruck vortäuschen. Mein Vater und meine Mutter, die 1996 bereits in Heilsberg waren, meinten sich an das Hotel erinnern zu können. Sie hatten allerdings keine all zu guten Erinnerungen daran. Eine bessere Frittenbude mit schiefen Türen soll das gewesen sein. Ich war also unsicher und buchte das Hotel nicht vorher.

Letzten Endes hatten alle recht. Es war das gleiche Hotel, aber nicht mehr dasselbe. Es hatte sich in den vergangenen Jahren zum Besseren verändert und war das auf den Internetseiten beschriebene schöne Hotel "Pod Kłobukiem" geworden. Die Angaben auf der Internetseite stimmen, so weit ich das beurteilen kann. "Höfliche Bedienung", "köstliche Speisen", "bewachter Parkplatz" (Überwachung mit Kameras durch einen Nachtwächter!), das alles kann ich nur bestätigen. "Neuartige Zimmer" ist da natürlich schon schwieriger, denn die werden ja jeden Tag älter. Die Betten haben etwas gequietscht. Aber das hat mich persönlich nicht gestört. Es war sauber, komfortabel genug und preiswert im besten Sinne: Es war den Preis wert, 28 € das Einzelzimmer pro Übernachtung mit gutem Frühstück. An unserem Abreisetag bekamen wir sogar noch ein Fresspaket und einen Kaffee vom Nachtwächter, weil wir so früh abgereist sind. Toller Service!

Der Besitzer sprach hervorragend deutsch und war sehr freundlich. Bei der Anmeldung reichte ich ihm unsere Personalausweise (in Polen musste seinerzeit bei Aufenthalten, die länger als drei Tage dauern eine Meldung bei der Meldebehörde erfolgen – dies übernahm in der Regel das Hotel). Er sagte dann auch gleich zu meinem Vater „Ah, wie ich sehe ein Besuch in der Heimat“. Klar, im Personalausweis steht der Geburtsort: Mehlsack (Pieniężno). Auch an den folgenden Tagen fühlten wir uns sehr wohl im Hotel "Pod Kłobukiem". Der Chef lieh uns ein Buch über Heilsberg, aus dem wir uns Kopien ziehen konnten. Er gab uns Tipps, erkundigte sich nach unserem Befinden, war interessiert an unseren Erfahrungen und war überhaupt jederzeit ansprechbar. Ich würde jederzeit wieder dort einkehren, weil ich mich dort sehr wohl gefühlt habe.

Nachdem wir uns ein bisschen eingerichtet hatten, machten wir uns auf den Weg in die Stadt, um einen ersten Spaziergang zu starten. Wir stellten das Auto am Marktplatz ab und marschierten los in Richtung Hohes Tor. Es hatte sich nicht nur das Hotel verändert. Auch der Marktplatz ist wohl schöner geworden. So schön wie er mal war wird er aber wohl nicht mehr werden. Der verlorene Charme kehrt nicht mehr zurück. Wir gingen durch das Hohe Tor. Und kamen auf der anderen Seite zu der Bäckerei, die auch damals schon eine Bäckerei war, zu der mein Vater immer die Bleche mit dem Streuselkuchen tragen sollte, damit sie dort gebacken würden. Der Auftrag der Mutter wurde gewissenhaft ausgeführt, auch wenn die Hände sich immer wieder unter das über den Kuchenteig gedeckte Tuch verirrten und einiges von dem Streusel verschwinden ließen.

Dann gingen wir die ehemalige Ferdinand-Schulz-Straße entlang. Erinnerungen über Erinnerungen: Da ist das Haus, in dem die alte Frau lag, der man das Gebiss wohl mit dem Gewehrkolben bis in den Hals geschlagen hatte. In einem anderen Gebäude gegenüber war früher das Zeitungshaus „Warmia“. Dort stand früher der Kindergarten – das Haus steht jetzt nicht mehr. Da war die Wassergasse. Da war unser Haus – heute ist da eine kleine Ladenreihe. Gegenüber der Friedhof, der so einen hohen Zaun hatte. Die Bäume stehen noch. Der Friedhof ist eingeebnet und hat einer Parkanlage Platz gemacht. Hinter dem Friedhof stand ein deutscher Panzer, aus dem ein toter deutscher Soldat kopfüber heraushing. Man hätte doch als Kind so gerne mal in einen Panzer reingeschaut, aber so ging das natürlich nicht.

Wir schlenderten dann noch am Kino vorbei in die General-Litzmann-Straße, in der mein Vater ebenfalls gewohnt hatte. Auch dieses Wohnhaus steht nicht mehr. Das Kino „Capitol“ steht noch, ist aber geschlossen. Vorbei an der Post zum Bahnhof, an dem wohl auch keine Züge mehr halten. Sieht auf jeden Fall nicht so aus.

Das sollte es dann für den ersten Abend gewesen sein. Wir kehrten ins Hotel zurück, aßen gut und gönnten uns ein paar Bier. Die Müdigkeit stellte sich bald ein und am nächsten Morgen wollten wir wieder früh los.

Das Merkwürdige für mich an diesem Tag: Ich hatte nicht das Gefühl in eine fremde Stadt zu kommen. Ich wusste direkt wo das Hotel liegt: Wenn man von Mehlsack (Pieniężno) reinkommt rechts sozusagen. Eben auf dem Weg nach Allenstein (Olsztyn). Ich kannte schon so viele Geschichten und Bilder von dieser Stadt, dass mich scheinbar nichts mehr überraschen konnte. Und das wiederum war überraschend: Es war mir alles eigenartig vertraut. Im Großen und Ganzen wusste ich Bescheid. Ich habe mich schlafen gelegt und fühlte mich wie zu Hause. Und da hat sich bis jetzt nichts dran geändert. Ich empfinde diese Stadt als Teil meiner Geschichte.

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Tag 2, Montag, 25. September 2006. Darauf war ich natürlich eingestellt und musste ich auch eingestellt sein: Es wurde zum frühesten Zeitpunkt gefrühstückt, der gerade eben möglich war. Wir hatten am vorangegangenen Abend gefragt und man hatte uns 7.00 Uhr genannt. Also waren wir um 6.50 Uhr unten. Das ist nun mal unsere ganz eigene Logik.

Unser erstes Ziel an diesem wunderschönen Morgen war die alte Schule meines Vaters. Die steht noch und dient auch immer noch als Schule. Es ist nur heute eine Fachschule oder etwas ähnliches. Ich konnte das nicht so genau ausmachen.

Ein paar Häuser weiter stand noch ein weiteres Gebäude, das mit dem Leben meines Vaters verknüpft ist. Hier haben die Russen meinem Vater das Rauchen beigebracht - im Beisein und unter dem lauten Klagen der Mutter: 

"Je mehr Mutter schimpfte, umso mehr freuten sich die Soldaten, sie freuten sich wirklich diebisch. Ich bekam sogar gekaufte Zigaretten, solche mit halb Tabak und halb Papprohr (Papirosy), während die Russen sich Machorka in irgendwelches Papier wickelten ..." - (Helmut Steinke)

Mein Vater und dessen Mutter mussten dort auf Befehl des Stadtkommandanten Sascha Mullbinden aufwickeln. Arbeitsdienst für die Russen gehörte damals zum Alltag.

Die Morgensonne tauchte alles in ein angenehm warmes Licht. Das haben wir dann noch genutzt und sind zu den Resten der alten Stadtmauer gefahren. Auch hier haben wir noch ein paar Schnappschüsse gemacht.

Unser eigentliches Ziel an diesem Morgen war aber Krekollen (Krekole). Dort mussten mein Vater und meine Großmutter im Sommer 1945 Erntearbeit verrichten für die Polen, die mittlerweile das Sagen hatten. Walter der größere Bruder hatte eine Art Rheuma in den Knien und konnte kaum laufen. Monika und Regina waren noch zu klein.

Wohnen konnte die Familie damals bei einer Freundin der Großmutter in Krekollen. Dort gab es wenigstens genügend zu essen. Außerdem wurde dort in einer Scheune ein Bollerwagen gebaut - man wollte hier schließlich keine Ewigkeit verbringen.

Es war gar nicht so einfach, Krekollen zu finden. Mein Vater hatte zwar schnell die Abbiegung von der Hauptstraße ausgemacht, aber der weitere Weg war uns schleierhaft und Krekollen auf unserer Karte nicht verzeichnet. Außerdem spielt die Erinnerung einem öfter mal kleine Streiche und ist ein wenig zuverlässiger Ratgeber.

Erst nach dreimaligem Fragen waren wir schlauer. (Mein Vater war ganz schön erstaunt, dass ich den polnischen Redeschwall verstanden hatte, der uns schließlich den Weg nach Krekollen wies). Wir hatten an einer Stelle eine Abbiegung übersehen und fanden nun über Umwegen nach Krekollen. Gleich am Ortseingang lag ein Haus, hinter dem noch 1996, beim ersten Besuch meines Vaters, besagte Scheune gestanden hatte. Nun war sie nicht mehr da.

Wir hatten aber noch mehr vor: Wir wollten dem Weg folgen, den meine Großmutter mit ihren Kindern im Herbst 1945 nach Mehlsack tippelte, wo sie ihre Verwandten zu finden hoffte. Eine Tour, die damals auch nur möglich war, weil die polnische Verwaltung noch nicht alles im Griff hatte. Wir stellten den Kilometerzähler zurück auf Null und los ging es.

Zunächst führte uns der Weg zurück nach Heilsberg. Wir durchquerten die Stadt und fuhren auf die Straße nach Mehlsack. Interessant für meinen Vater waren hier vor allem die ganzen Stationen, die der Postbus früher ansteuerte. Mit dem war er früher immer nach Mehlsack zu seiner Großmutter gefahren. Jetzt konnten wir dasnochmals nachvollziehen:

Lawden (Lauda), Reimerswalde (Ignalin), Raunau (Runowo), Frauendorf (Babiak), Eschenau (Jesionowo), Lichtenau (Lechowo), Sonnwalde (Radziejewo), Borwalde (Borowiec).

In einem Gespräch mit einer Arbeitskollegin nach meinem Urlaub stellten wir zu unserem großen Erstaunen fest, dass ihre Mutter in eben diesem Eschenau geboren wurde. Manchmal gibt es Dinge, die gibt es gar nicht. Eschenau ist nur ein Dorf. Und ich war da.

In Sonnwalde hatte mein Vater auch noch eine Erinnerung an den langen Marsch nach Mehlsack: 

"Das größte Problem war die Esserei, und so kam es, dass wir, da die Leute alle sehr hilfsbereit waren, auch einmal Frösche, Poggen wie wir sagten, zu essen bekamen. Bei mir ist es beim Probieren geblieben und ich denke heute noch mit Ekel daran" - (Helmut Steinke)

Wir fanden das Haus, wo sich dies ereignete. Und den Teich, aus dem wohl die Poggen stammten.

52 Kilometer benötigten wir bis Mehlsack. Und dazu sei gesagt, dass die Ankunft in Mehlsack damals für die Großmutter und die Kinder eine große Enttäuschung bedeutete, weil keine Verwandten mehr dort waren.

Mehlsack. Die Geburtsstadt meines Vaters. Tja. Da ist nicht mehr viel von übrig. Ich wusste bereits, dass die Stadt zu 90% im Krieg zerstört worden war. Aber dass sie derart ihr Gesicht verloren hatte, das wusste ich nicht. Auch für meinen Vater war da nicht mehr viel wieder zu erkennen. Die Kirche hatte es überlebt. Und hier - rund um die Kirche - war die Stadt noch am schönsten gestaltet und gepflegt. Das trifft man in vielen polnischen Städten an und es spiegelt sehr fassbar die Bedeutung des Glaubens in der polnischen Geschichte wider.

Ansonsten gab es in Mehlsack nicht viel zu sehen. Ich fuhr dann noch der Beschilderung folgend zur Touristen-Information im Gebäude der Stadtverwaltung. Dort musste ich mich zunächst mal durchfragen. Man sagte mir - halb polnisch, halb russisch -, dass der Betreffende nicht da sei, dass er aber kommen würde, wenn man ihn anriefe. So schnell konnte ich gar nicht "Stop!" sagen, da hatte die Frau schon telefoniert und sie sagte mir, dass der Mann in fünf Minuten da sei. Er kam also extra für uns dorthin! Und ohne jede Aussicht auf Profit!

Der gute Mann sprach gut englisch was die Kommunikation natürlich erleichterte. Auf meine Frage, ob denn wohl noch eine deutsche Minderheit existiere, erwiderte er, dass sei wohl sehr unwahrscheinlich. Wenn wir aber Informationen über die deutsche Geschichte benötigten, dann könnten wir uns an den Priester wenden, der spreche sehr gut deutsch und wisse sehr viel darüber. Unser "Informant" schenkte uns noch zwei Bücher über Mehlsack, eines davon mit alten Bildern und vielen Informationen zur Geschichte. Und er wollte partout nichts dafür nehmen, obwohl mir das Einzelstücke zu sein schienen. Zumindest habe ich in dem Regal, aus dem er sie nahm nur diese Exemplare gesehen. Ich fand diese Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit überraschend. Und sie sind bis jetzt die schönste Erinnerung an den Besuch in Mehlsack.

Die Adresse des Pfarrbüros haben wir uns auch noch aufgeschrieben. Ich möchte noch Kontakt zu dem Priester aufnehmen und mich nach den Kirchenbüchern erkundigen. Immerhin weiß ich, dass 1941 mein Urgroßvater dort verstorben ist. Da ich auch auf den Pfaden der Familienforschung wandele, kann das noch sehr hilfreich werden ...

Vielleicht noch ein paar Worte zu dem "Gesichtsverlust" der Stadt. Wie bereits erwähnt war die Stadt erheblich zerstört. Das waren natürlich viele Städte zu dieser Zeit. Doch die Stadt hatte ein weiteres Problem: Sie hatte fast die gesamte Bevölkerung durch Flucht und Vertreibung verloren. Auch dies kein außergewöhnliches Problem zu dieser Zeit, auch dies galt für viele Städte in Ostpreußen.

Entscheidend für den "Gesichtsverlust" der Stadt war möglicherweise eine andere Tatsache: Nach Mehlsack wurden Polen umgesiedelt, die aus Gebieten stammten, die sich in der damaligen Sowjetunion befanden. Auch diese "Umsiedlung" erfolgte nicht auf ganz freiwilliger Basis. Man machte den Menschen zwar einige Versprechungen, was sie dort Gutes erwarten würde. Aber das Erwachen kam dann ganz schnell: Die Ankömmlinge durften zunächst einmal die Leichen und die Trümmer beseitigen.

Ich denke, dass diese ebenfalls Entwurzelten niemals eine emotionale Beziehung zu diesem Ort herstellen konnten. Viele wären wohl gerne wieder in ihre Heimat zurückgekehrt, nach Weißrussland, in die Ukraine oder sonst wohin. Sie haben diesen Ort namens Mehlsack nie lieben gelernt. Und so sieht der Ort heute auch aus.

Wir kehrten diesem Ort den Rücken und fuhren zurück nach Heilsberg. Hier machten wir noch einen Spaziergang durch die Stadt. Mein Vater zeigte mir den Ort, an dem sich früher ein Massengrab befand: 

"Damit Mutter nie alleine war, bin ich immer mitgegangen, wenn sie mit anderen Frauen und den alten, invaliden Männern Leichen und Tierkadaver in Massengräbern einbuddeln musste. Eines der größten Massengräber wüsste ich sogar heute noch zu finden, es sei denn, jemand der das grausige Geheimnis auch kannte, hat schon dafür gesorgt, dass die Leichen exhumiert wurden. Das Grab ist in der Nähe der Kopernikusbrücke an der Strasse nach Allenstein. Das Grab war so riesig das man bequem ein großes Haus darin hätte verschwinden lassen können. Selbst heute noch, nach über 58 Jahren sehe ich noch manchmal die Frauen und Invaliden wie sie mit langen Seilen die riesigen Pferde und toten Soldaten in das große Loch ziehen" - (Helmut Steinke)

Ich denke, dass die Leichen exhumiert wurden. Das Denkmal an diesem Platz ist einem Bischof gewidmet. Das hätte man sich mit Bergen von Leichen darunter wohl nicht ohne weiteres erlaubt.

Von dort aus gingen wir zur Kopernikusbrücke. Neben der Kopernikusbrücke hatte sich in der wirren Zeit nach dem Kriegsende etwas zugetragen, was Kindern erspart bleiben sollte: An der Böschung neben der Brücke befand sich ein großer Haufen Bücher. Mein Vater wühlte und stöberte darin herum und hatte plötzlich etwas Kaltes in der Hand. Ein amputiertes Bein.

Über die Brücke ging es dann zur Kirche. Hier war mein Vater zur Kommunion gegangen. Die Kirche steht auf einem Platz, der von einer Mauer und mehreren Gebäuden in einem Oval umrahmt wird. An einer Seite gibt es eine Tür, durch die mein Vater immer zum Kommunionsunterricht gehen musste. Von den zwölf Aposteln, die über der Tür prangten, waren zwar nur zehn anwesend, aber die Wiedersehensfreude war ungetrübt. Meinem Vater fiel das alles wieder ein als er sie wiedersah.

Wir gingen um die Kirche herum und warfen auch einen Blick hinein. In der Kirche schien die Zeit wie stehen geblieben. Die Bilder an der Wand, die den Leidensweg Christi darstellen, die anderen Bilder, die Engel neben dem Altar - alles noch da. Mein Vater konnte mir sogar sagen wo "sein" Platz war. Wenn er schon in die Kirche musste, denn es war für ihn ein "Muss", dann wollte er sich wenigstens "seinen" Platz aussuchen können.

Wir bummelten noch etwas durch die Stadt. Am Schloss vorbei und zurück zum Marktplatz, wo unser Auto stand. Der Tag neigte sich dem Ende entgegen und dieses Ende erinnerte mich ziemlich an das vom Vorabend: Wir kehrten ins Hotel zurück, aßen gut und gönnten uns ein paar Bier. Die Müdigkeit stellte sich bald ein und am nächsten Morgen wollten wir wieder früh los.

Die Zitate stammen aus der Lebensgeschichte meines Vaters, die er von 1996 bis 2006 niedergeschrieben hat. Sie ist unter dem Titel "Stationen meines Lebens - Wie aus einem Ostpreußen auf Umwegen ein Rheinländer wurde" bei mir zu Hause - sozusagen im Eigenverlag - erschienen. (Also nicht in die Buchhandlung rennen!)

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Tag 3, Dienstag, 26. September 2006. Um kurz vor sieben Frühstück. Alles wie gehabt. Wir wollten gut gestärkt in den Tag gehen, denn ein Mittagessen war nicht vorgesehen. Für diesen Tag hatten wir eine Tour vorgesehen, die uns weiter von Heilsberg wegführen sollte.

Vor unserem Urlaub hatte ich in der Karte entdeckt, dass sich in der Nähe von Rastenburg (Kętrzyn) gewisse "Kwatery Hitlera" befinden. Es handelte sich um die Wolfsschanze. Da die Überreste des ehemaligen Hauptquartiers nur etwa 60 Kilometer entfernt lagen, wollten wir dort vorbei und noch weiter zu den masurischen Seen fahren.

Gegen 7.45 Uhr verließen wir schon Heilsberg und fuhren mal wieder in einen wunderschönen Morgen hinein. Es lag noch ein leichter Nebel auf dem Land und das Licht flutete zwischen den Bäumen der Alleen auf die Straße. Um es mit einem Wort zu sagen: Traumhaft! Es war kaum zu glauben, dass wir an so einen düsteren Ort fuhren.

Nach ungefähr einer Stunde Fahrzeit tauchten links ein paar Gebäude mit Souvenirständen auf. Reichlich Souvenirstände! Nun hatte ich auf der Karte bereits gesehen, dass an der Wegstrecke ein gewisses Święta Lipka lag. Mir war klar, dass "święta" auf deutsch "heilig" bedeutet. Ich vermutete auch, dass "lipa" auf deutsch "Linde" heißt. Und dennoch brachte ich dies nicht mit dem Ort Heiligelinde in Verbindung. Ich hatte mir unter dem berühmten Wallfahrtsort immer etwas Größeres vorgestellt, eine Stadt oder so, aber abgesehen von der großen Wallfahrtskirche ist Heiligelinde unscheinbar. Ich hatte es auch geografisch an eine andere Stelle gepackt.

Aber da lag es nun: Heiligelinde. Für viele Ostpreußenfahrer ein Muss. Für uns war es ein Zufallsfund. Aber wir waren uns schnell einig, dass wir hier Halt machen würden.

Es empfing uns am Parkplatz ein freundlicher Herr, um die Parkgebühr einzutreiben. Er teilte uns mit, dass um halb zehn eine Orgelvorführung stattfände und versuchte uns dann noch allerlei zu verkaufen. DVD, Karten, Zigaretten. Eine Karte haben wir uns allerdings gekauft: Ermland und Masuren mit Ortsbezeichnungen in beiden Sprachen. Das konnten wir wirklich gut gebrauchen.

Wir sind nicht gerade gläubig, aber der Besuch in Heiligenlinde hat uns beeindruckt. Die Kirche und ihr Innernraum waren prachtvoll. Das war auch nicht anders zu erwarten, denn in Polen wird hier mit dem größten Eifer gearbeitet. Es war vor allem keine düstere Kirche wie sie bei den Katholiken häufig anzutreffen ist.

Pünktlich um halb zehn startete die Orgelpräsentation. Es wurden fünf Stücke gespielt, darunter Bach. Der Klang dieser Orgel mit ihren sich bewegenden Figuren, das Drumherum der Kirche - schon allein das hat den Besuch dort in Heiligenlinde gelohnt.

Wir haben dann noch an einem der Souvenirstände ein Buch über die Wolfsschanze gekauft, an einem weiteren ein Glas Buchweizenhonig für meine Mutter, die für ihr Leben gerne Süßes auf ihr Brot stapelt.

Und weiter ging es. Mit ein bisschen Glück haben wir in Rastenburg direkt die richtige Richtung und durch die Stadt durch gefunden. Die Wolfsschanze (Wilczy Szaniec) liegt etwas 7 Kilometer von der Stadt entfernt. Irgendwann war es dann auch ausgeschildert. Es lockt schließlich auch jährlich rund 200000 Touristen an.

Bis zum 20. November 1944 hatte sich Adolf Hitler hier aufgehalten. Dann rückte ihm wohl die Rote Armee zu sehr auf die Pelle. Wir hatten wohl beide keine Ahnung was uns dort erwarten würde. Ich hatte zwar mit Hilfe des Buchs erkannt, dass das Gelände nicht gerade klein war, aber die Dimension und die Düsternis des Orts war da nicht erkennbar.

Von dem sonnigen Parkplatz tauchten wir in die Düsternis des bewaldeten Areals. Nach den Überresten einer SS-Baracke kamen bald auf der rechten Seite die Reste der Baracke, in der das Attentat am 20. Juli 1944 verübt wurde. Eine Gedenktafel erinnert heute daran.

Eine weitere Gedenktafel erinnert an die polnischen Pioniere, die zwischen 1945 und 1955 bei der Entschärfung von 54000 deutschen Minen ihr Leben ließen.

Es war und ist beklemmend wie durchdacht und organisiert - bis in die banalsten Details - hier alles scheint. Es gab hier ein Kasino, ein Kino, Wohnhäuser, Bahnhof, Flugplatz, Garagen, auch an Gäste wurde gedacht, denn es gab einen "Gästebunker". Die Pyramiden in Ägypten gammeln vor sich hin und man muss sich Gedanken machen wie man sie erhält. Diesen Ort wollte man zerstören und hat es nicht geschafft. Die Sprengversuche, so muss man sie wohl nennen, hatten nur bedingt Erfolg. So wird uns dieser Schrott der Geschichte wohl noch Tausende von Jahren erhalten bleiben.

Ein Gedanke, der sich einem an diesem Ort aufdrängt: Macht und Gewalt strahlen Faszination aus. Ein Phänomen, das nicht nur seinerzeit den Nazis in die Hände spielte. Durch alle Epochen haben Krieg und Gewalt die Menschen nicht nur körperlich und seelisch zerstört, sondern auch fasziniert. Die Faszination endet freilich da, wo man der Gewalt plötzlich schutzlos ausgeliefert ist. Hier spürt man beides Beklemmung und Faszination.

Vorbei an den persönlichen Bunkern von Adolf Hitler und Hermann Göring (alias "Goldfasan" oder "Lametta-Heini") geht man durch den Wald und es beschleicht einen die Ahnung wie hier früher das Leben vor sich ging, um Millionen den Tod zu bringen. Denn von hier aus wurde der Tod von Millionen geplant und verwaltet.

Wir hatten unsere eigene Art an diesem Ort damit umzugehen. Wir erinnerten uns daran wie die Geschichte die Täter von damals zur Lächerlichkeit verurteilt hat. Sie sind zu Karikaturen geworden, wenngleich sie auch immer noch grässlich sind. Der GröFaZ ("größter Führer aller Zeiten") gilt heute als Mörder und größenwahnsinniger Diktator. Oder Hermann Meier. Das ist der Mann, der verkündete, dass keine Bomben auf Deutschland fallen würden ansonsten wolle er eben "Meier" heißen. Wir nannten ihn dort auch nur so. Hier Meiers Bunker, dort Meiers Wohnhaus. Göring als Witzfigur. Wenn man drüber lacht, dann scheint es halt nicht mehr ganz so schrecklich zu sein und es wird erträglicher.

Weg von diesem finsteren Ort! Aus dem Schatten der Bäume traten wir auf den sonnigen Parkplatz. Das hatte fast symbolischen Wert, denn nun machten wir uns auf nach Nikolaiken (Mikołajki). Es war ein angenehmer Weg dorthin. Sonne wie gehabt. Und dann lag es da, gemütlich ausgebreitet in der Sonne am Spirding-See.

Nikolaiken blieb im Krieg weitestgehend von Zerstörung verschont. Daher - und wegen seiner traumhaften Lage am größten der masurischen Seen - ist es ein touristisch sehr gut erschlossener Ort. Als verspätetes Mittagessen gönnten wir uns eine lokale Spezialität aus dem See: Maränen. Das war zwar eine ziemlich grätige, dafür aber schmackhafte Angelegenheit. NIkolaiken ist für diesen Fisch berühmt.

Wir gingen noch ein bisschen am Seeufer spazieren und ließen uns eine leichte Brise um die Nase wehen. Dann noch ein Eis dazu und der Nachmittag war perfekt. Wir kamen überein, dass dies ein perfekter Urlaubsort sein muss, vor allem für die, die Wassersport mögen. Und dass es im Sommer in Nikolaiken von Touristen wimmeln muss. Die großen und offensichtlich neuen Hotelanlagen, die wir bei der Heimfahrt sahen, schienen uns das zu bestätigen. Ich wage zu behaupten, dass diese Ecke ein echter Geheimtipp ist für Leute, die einen Urlaub mit viel Natur (vor allem eben Wasser) machen wollen.

Abends im Hotel gab es dann noch ein etwas unangenehmes Histörchen. Wir lernten dort einen Deutschen kennen, der auf der Suche nach seinen Wurzeln war. Er hatte das Grab seines Großvaters gesucht und nicht gefunden. Er sagte einen Satz, der uns besonders im Gedächtnis blieb: "Überheblichkeit können wir uns hier nicht leisten". Er meinte damit, dass Deutsche in Polen mit Blick auf die Geschichte zurückhaltend auftreten sollten.

Leider hielt sich der Herr bei steigendem Alkoholpegel nicht an seinen eigenen Grundsatz. Er bedrängte später einen reichlich betrunkenen Polen, der sich im Laufe des Abends an unseren Tisch gesetzt hatte. Warum? Das ist uns bis heute nicht klar. Der Wirt meinte später, dass Deutsche, Polen und Alkohol eine gefährliche Kombination seien, die häufiger zu Problemen führt. Zeitweise sah es sogar so aus als solle es zu einer Schlägerei kommen. Dafür waren die Beteiligten aber schon ZU betrunken (gibt es das?), denn es ist alles gut ausgegangen. Deshalb können wir heute noch über den wohlgemeinten aber nicht beherzigten Satz mit der Überheblichkeit gut lachen - und das tun wir oft.

Es sei noch erwähnt, dass der Wirt nicht ganz schuldlos an der Situation war, was er am nächsten Tag auch zugab. Er hatte nämlich am Anfang des Abends eine Runde Wodka ausgegeben und scherzte noch: "Der Winter kommt bald, ich muss Umsatz machen". Er wusste zu diesem Zeitpunkt natürlich noch nicht, was er damit in Gang setzte.

Ich ging an diesem Abend nicht ganz nüchtern ins Bett und sollte am nächsten Morgen für den einen oder anderen Wodka mit Kopfschmerzen bezahlen.

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Tag 4, Mittwoch, 27. September 2006. Kurz vor sieben: Frühstück. Warum schreibe ich das überhaupt noch - war doch klar, oder?

Unser Wirt hatte uns auf Anfrage ein Buch geliehen, das Bilder vom alten Heilsberg zum Inhalt hatte. Nun wollten wir einige der Bilder kopieren, da dieses Buch nicht mehr ohne weiteres erhältlich war. Auf Nachfrage schickte man uns zur öffentlichen Bibliothek, die direkt neben dem neuen Rathaus ist.

Mein Vater hockte sich auf eine Bank auf dem Marktplatz, ich machte mich auf zur Bibliothek. Die sehr freundliche Mitarbeiterin dort half mir nicht nur beim Kopieren, sie bot sich auch an, uns noch weitere alte Bilder aus dem Bibliotheksbestand herauszusuchen. Also holte ich schnell meinen Vater und wir hockten uns gemeinsam in die Bibliothek und stöberten ein wenig in den Büchern.

Das hört sich alles einfacher an als es war. Die freundliche Dame sprach nur polnisch. Ich konnte weder mit meinem Deutsch, noch mit Tschechisch, noch mit Russisch viel bewirken. Aber letzten Endes haben wir uns verstanden. Und alles erfahren und bekommen was wir wollten. Und wiederum erfuhren wir Freundlichkeit ohne jede Aussicht auf Profit - als reine Gastfreundlichkeit. Toll!

Wir kehrten ins Hotel zurück und legten uns eine Runde aufs Ohr, da der gestrige Abend Spuren hinterlassen hatte.

Gegen Mittag fuhren wir dann Richtung Norden. Wir wollten ans Frische Haff, an den Ort, wo vor über 60 Jahren viele Flüchtlinge ihr Leben verloren hatten. Tieffliegerangriffe und das brüchige Eis des Haffs wurden vielen zum Verhängnis.

Unser Weg führte uns über Mehlsack und Braunsberg nach Frauenburg. Im Dom zu Frauenburg liegt Nikolaus Kopernikus, der berühmte Astronom begraben. Er hatte Zeit seines Lebens in dieser Region, in Ermland, gelebt und viel für das Land und seine Menschen getan.

Wir machten einen kleinen Spaziergang zum Haff. Die Frische Nehrung war als dunkler Streifen zu sehen. Damals war die Frische Nehrung der einzige Ausweg aus der Umklammerung der Roten Armee. Das Frische Haff war zugefroren und die Trecks machten sich auf den Weg, die Eisfläche zu überqueren. Wer hier mit den schweren Wagen einbrach und versank hatte nicht mehr lange zu leben.

Und dann steht man da und überlegt sich wie viele Wagen, wieviele Tote wohl noch heute auf dem Grund des Frischen Haffs liegen.

Weg von den Toten, hin zu den Lebenden. Wir machten uns auf den Heimweg. Im Hotel angekommen nahmen wir sofort das Abendessen ein. Wir hatten nämlich keine Lust, dem deutschen Herrn vom Vorabend zu begegnen. Und schließlich mussten wir am nächsten Morgen früh raus.

Aus diesem Grunde bezahlten wir auch schon unsere Rechnung. Der Wirt versprach uns für den nächsten Morgen ein Fresspaket und einen Kaffee, den uns der Nachtwächter zubereiten sollte. Auch hier noch mal ein Lob für das Hotel "Pod Kłobukiem" (Mittlerweile heißt es Hotel Gorecki - nach seinem Besitzer)- ein toller Service.

Früh ging es ins Bett, noch ein bisschen Fernsehen und schlafen.

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Tag 5, Donnerstag, 28. September 2006. An diesem Morgen standen wir ganz früh auf. Alles lag noch im Dunkeln. Wie versprochen hatte der Nachtwächter aber bereits alles für uns parat. Unsere Zeitplanung war - wie eigentlich immer - sehr großzügig. Und das sollte sich später als extrem vorteilhaft erweisen.

Wir brachen kurz darauf auch schon auf. Bereits kurz danach begann es zu regnen. Aus dem Regenwetter wurde ein Gewitter. Dunkelheit, Regen, Blitze, Donner, die düsteren Bäume der ostpreußischen Alleen - alles verdichtete sich in der Dunkelheit zu einer apokalyptischen Atmosphäre.

Kurz hinter Heilsberg sprangen Frösche über die Straße. Nicht Dutzende oder Hunderte - Tausende! Ich kann nicht abschätzen wie viele ich totgefahren habe. Es müssen sehr viele gewesen sein.

Es war nicht möglich bei diesen Wetterbedingungen schnell zu fahren. Die Scheibenwischer schafften es kaum, für eine gute Sicht zu sorgen. Die Fahrt zog sich hin, die Zeit wurde schließlich knapp. Immerhin besserte sich das Wetter nach einer Weile und wir gelangten doch noch rechtzeitig zum Flughafen. Dort stellte sich noch ein Problem ein: Es war niemand da, dem wir den Wagen und die Schlüssel hätten übergeben können! Wir nahmen mit Hilfe der Dame am Informationsschalter des Flughafens Kontakt auf und konnten schließlich dort den Schlüssel hinterlegen.

Alles weitere verlief reibungslos. Und bald waren wir wieder zu Hause im Bergischen Land. Ich kann alles empfehlen bis auf den Autovermieter ...

Diese Reise hat viel in meinem Leben verändert. Ich persönlich kann nur empfehlen, die Heimat der Vorfahren zu besuchen - falls möglich gemeinsam mit denen, die dort noch gelebt haben.

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